Mich in der Schule zu melden und vor der gesamten Klasse zu sprechen war der absolute Horror für mich. Eigentlich dachte ich, wenn ich Autorin werde, schreibe ich Bücher. Was ich komplett unterschätzt habe: Auch Lesungen sind ein wichtiger Bestandteil des Autorenlebens. Wie du dich optimal auf eine Lesung vorbereiten kannst und wie dir Sprechtraining dabei helfen kann, verrate ich dir in diesem Artikel.

Du bist schüchtern? Fühle dich sicher mit dem, was du tust!

Für mich ist Schüchternsein eine Form der Angst. Angst davor Ablehnung zu erfahren oder auch ausgelacht zu werden. Je sicherer ich mich mit etwas fühle, desto einfacher fällt es mir, über mich selbst hinauszuwachsen und die Schüchternheit zu überwinden. Mir hat es enorm geholfen mich sicher mit meinem Text zu fühlen und zu wissen, dass die Menschen mir gerne zuhören. Immerhin kommen zu einer Lesung Menschen, die ggf. Eintritt gezahlt haben und sich Unterhaltung erhoffen. Wenn ich in meinem üblichen Sprechtempo über den Text hinwegfliege und mich nicht traue mit verschiedenen Betonungen zu lesen, ist eine Enttäuschung ziemlich wahrscheinlich.

Deine 10-Tages Stimm- und Persönlichkeits-Challenge

Die Stimmgeberin Jana bietet ein zehntägiges Training an, um nicht nur deine Stimme zu trainieren, sondern auch die Wahrnehmung deines eigenen Auftretens. Jeden Tag erwartet dich mindestens eine Mail mit hilfreichen Tipps und praktischen Übungen, um deine Stimme zu trainieren. Außerdem geht die Challenge stark auf deine persönliche Entwicklung ein, um dein Selbstvertrauen zu stärken. Das kann dir bei einer Lesung enorm helfen.

Nimm dich selbst beim Sprechen auf!

Besonders hilfreich war der Tipp, mir jeden Tag eine Stelle aus meinem Buch vorzulesen. Dabei nehme ich mich auf und höre die Aufnahme am nächsten Morgen ab. Je häufiger ich das gemacht habe, desto mehr habe ich mich getraut zu experimentieren. Am Anfang kam ich mir noch lächerlich dabei vor, die Stimme für die wörtliche Rede der verschiedenen Charaktere zu verstellen. Durch das Anhören der Aufnahme wurde mir jedoch klar, dass ich mich nicht halb so schlimm anhöre, wie ich dachte. Auch merkte ich durch die Aufnahmen, an welchen Stellen Pausen besonders wichtig sind – wie zum Beispiel, wenn ein Sprecher wechselt und von keinem Begleitsatz angeführt wird. Die Erfolge der einzelnen Übungen waren auch direkt in den Aufnahmen zu hören.

Was kostet die Stimm- und Persönlichkeits-Challenge?

Die Challenge ist mit 22,00 € gerade für Autoren geeignet, die erst mit dem Stimm- und Sprechtraining anfangen und sich gerne ausprobieren möchten. Das Workbook dazu hilft dir alles nochmal nachzulesen. Was ich auf jeden Fall empfehlen kann: Nimm dir mindestens eine Stunde täglich innerhalb des Challenge-Zeitraums Zeit, um die Übungen zu machen. Solltest du gerade keine Zeit haben, hol dir die Challenge erst, wenn du sie hast. Da es sich um fertige E-Mails mit Sprachmemos handelt, gibt es kein fixes Startdatum, sodass du dann loslegen kannst, wenn es dir passt.

Sprechtraining mithilfe der App „Besser Sprechen“

Die App Besser Sprechen ist für alle geeignet, die mehr praktische Übungen wollen und weniger mit ihrem Selbstbewusstsein hadern. Es gibt insgesamt 15 Pakete, die du einzeln erwerben oder im Bundle kaufen kannst. Das erste Paket zum Testen ist kostenlos.

Du erhältst in der App Tipps, Übungen und auch die Möglichkeit eigene Memos einzusprechen, um deinen Fortschritt zu vergleichen. Im Basispaket erhältst du eine gute Mischung aus allem, um dir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die kostenpflichtigen Pakete 2 bis 10 für 5,49 € konzentrieren sich auf Körperhaltung, Atmung, Stimmübungen und Artikulation. Für nochmals 4,49 € kannst du dir weitere Übungen und Tipps für Fortgeschrittene freischalten lassen.

In der App selbst bekommst du die Wichtigkeit der einzelnen Punkte erklärt und erhältst Sprachmemos zum Abhören, die die Beispiele nochmal verdeutlichen. Gerade wenn es um Sprache geht, ist für mich die akustische Untermalung der Beispiele wichtig.

Was hat sich durch das eigene Training verändert?

Meine erste Lesung habe ich inzwischen erfolgreich hinter mich gebracht. Neben regelmäßigen Livestreams, war ich auch bei einem Radiointerview, verschiedenen Videointerviews und einem Podcast zu Gast. Auch mein YouTube Kanal wird immer häufiger mit Inhalten gefüllt. Wenn ich mir meine Videos und Aufnahmen von Anfang letzten Jahres ansehe, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Bei mir hat sich durch das regelmäßige Training einiges getan.

Autorinnen wie Jasmin Zipperling oder Tamara Leonhard schwärmten von ihren Sprechfortbildungen und auch ich spielte seit längerem mit dem Gedanken mir einen Profi zu Rate zu ziehen. Die Challenge hat mir geholfen Mut zu finden, Neues zu wagen und den Unterschied zwischen meinem Innen- und Außenohr besser kennenzulernen. Dank der App bin ich regelmäßig mit Übungen am Ball geblieben, die nicht auf meinen eigenen Texten zum Vorlesen basieren. Dabei deckt sie alle möglichen Bereiche des Stimm- und Sprechtrainings ab. Das ist wie wenn ich einen allgemeinen Yogakurs besuche, aber eigentlich gezielt meine Rückenmuskulatur trainieren will.

Deshalb kam es wie gerufen, als die Zeitschrift Federwelt ein persönliches Coaching mit der Logipädin und Stimm- und Sprechtrainerin Kerstin Winterboer verlost hat und ich es gewonnen habe.

Das persönliche Coaching bei der Stimm- und Sprechtrainerin Kerstin Winterboer

Das 1:1 Mini-Tele-Training bestand aus zweimal 30 Minuten. Bereits beim ersten Termin hat Kerstin sich schon einige Übungen und Tipps für mich einfallen lassen, für deren Umsetzung ich dann zwei Wochen Zeit hatte. Währenddessen beschäftigte Kerstin sich mit einem meiner YouTube Videos und hörte meine eingesprochenen Übungen ab, um herauszufinden, wo meine Verbesserungspotentiale liegen. Ich habe bei all meinem eigenem Training leider die Grundlagen vernachlässigt.

Atmen ist eines der Dinge, die wir mit unserer Geburt instinktiv beherrschen. Dass das richtige Atmen doch nicht so einfach ist wie gedacht, lernen wir recht früh, wenn uns beim Laufen das erste Mal Seitenstechen überfällt. Während ich schon immer sehr schnell gesprochen habe und dachte, dass ich das Problem mit viel Übung und Konzentration lösen können würde, fiel Kerstin auf, dass ich immer schneller rede, wenn die Luft knapp wird. Durch das bewusste Training der Sprechatmung gehe ich das Problem nun gezielter an.

Das ist nur eines der Learnings aus meinem persönlichem Coaching.

Lohnt sich ein 1:1 Sprechtraining, um sich auf eine Lesung vorzubereiten?

Ein 1:1 Coaching ist von allen hier vorgestellten Varianten die, für die du am tiefsten in die Tasche greifen musst. Abhängig von deinen persönlichen Zielen wirst du früher oder später an den Punkt kommen, an dem dich ein solches Coaching jedoch so weit nach vorne katapultiert, dass sich dein Geld auszahlt. Damit du einen Vergleich hast, was sich bei mir mithilfe des Sprechtrainings getan hat, habe ich hier ein YouTube Video für dich, in dem du einen Ausschnitt aus meiner ersten Onlinelesung komplett ohne Trainings und einen weiteren Leseabschnitt nach meinen Trainings und dem Coaching bei Kerstin findest. Hörst du den Unterschied?

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Auf welche Punkte sollte ich achten, wenn ich mich mit Sprechtraining auf meine Lesung vorbereite?

Du willst dich auf ein angenehmes Sprechen bei deiner Lesung vorbereiten und das Publikum mit deiner Stimme einfangen, sie mitnehmen und ihnen ein unterhaltsames Event bieten? Mein Ziel ist es, dass die Menschen mir gerne zuhören, wegen dem, wie ich es sage, um sie dazu zu bringen, mir zuzuhören, wegen dem, was ich sage. Gerade wenn du noch recht unbekannt bist als Autor, kannst du dich durch ein professionelles Auftreten von anderen abheben und eine Eventlocation so von dir überzeugen.

Manche Menschen können einfach gut vorlesen. Ich konnte es keinesfalls. Auch jetzt sehe ich noch jede Menge Verbesserungspotential, aber ich weiß, dass sich schon jede Menge getan hat und ich auch noch weiter lernen werde. Vielleicht helfen dir meine persönlichen Learnings, um beim Vorlesen weiter voranzukommen:

Meine 5 liebsten Tipps, die dir beim Sprechtraining helfen können:

  • Trainiere dein Außenohr. Wenn du dich selbst Sprechen hörst, hört sich deine Stimme über dein Innenohr verzerrt an, sodass du sie beim Abhören von Aufnahmen zuerst nicht wiedererkennst. Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie andere dich Sprechen hören, nimm dich selbst regelmäßig beim Sprechen auf und höre dir die Aufnahmen an, um deine eigene Stimme besser kennenzulernen.
  • Übe deine Textstellen. Lese sie dir selbst vor und nimm dich dabei auf. Achte beim Abhören der Aufnahme auf dein Sprechtempo, deine Betonungen und die Verstellung der Stimme bei wörtlicher Rede. An welchen Stellen ist es besonders spannend, sodass du schneller Sprechen solltest und an welchen passt es langsamer zu werden? Markiere dir den Text entsprechend, wenn dir das hilft. Achte außerdem darauf, an den richtigen Stellen Pausen einzulegen, wie zum Beispiel, wenn ein Sprecher wechselt, der nicht von einem Begleitsatz angezeigt wird.
  • Höre anderen beim Sprechen zu und versuche sie zu imitieren. Auf YouTube findest du einige gute Lesungen, aber auch Podcasts wie den von Books, Beauty and Creativity oder Twitch Streams können dir dabei helfen.
  • Probiere verschiedene Atemübungen aus. Achte darauf in den Bauch zu atmen und beim Lesen die Sprechatmung zu verwenden.
  • Übe mit den Medien, mit denen du am besten lernen kannst. Brauchst du eine Challenge, um dich zu motivieren regelmäßig am Ball zu bleiben? Bist du gut organisiert und denkst regelmäßig daran, die Übungen in einer App zu absolvieren? Oder brauchst du einen persönlichen Ansprechpartner, der auf dich und deine Potentiale eingeht? Auch die Motivation und der Austausch in einer Gruppe kann hilfreich sein!

Zum Thema Stimm- und Sprechtraining gibt es so viel mehr zu erzählen. Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Erfahrungen weiterhelfen konnte und du eine neue Lernmethode für dich finden konntest.

Hast du bereits Erfahrung mit Sprechtraining gemacht? Wie bereitest du deine Lesungen vor?