Rezensionen sind für uns Autoren unglaublich wichtig. Wenn du im Internet nach einem Buch suchst, weckt ein Buch mit 72 erhaltenen Rezensionen mehr Vertrauen in dir, als eines, das erst 3 Stück erhalten hat. Obwohl die Rezensionen für uns Autoren sehr wichtig sind, schreibst du sie nicht für uns, sondern für Lesende, die darüber nachdenken, das Buch ebenfalls zu lesen. In diesem Artikel erfährst du, wie du eine gute Rezension für ein Buch schreibst. Ich berichte dir einmal aus meiner Buchbloggersicht, welche Themen du in einer Rezension ansprechen und wie du sie aufbauen kannst, zeige dir aber auch als Autorin, wie du gerade eher negative Rezensionen formulieren kannst.
Für wen deine Rezension hilfreich ist
Eine Rezension soll anderen Lesenden dabei helfen zu entscheiden, ob sie ein Buch lesen wollen oder nicht. Mit über 70.000 Neuerscheinungen im Jahr ist die Auswahl auf dem Buchmarkt groß. Oft befinden sich selbst nach Sichtung von Cover, Titel und Klappentext noch zu viele Bücher in der engeren Auswahl, sodass du einen weiteren Impuls brauchst, um dich für ein Buch zu entscheiden. Eine Rezension kann an dieser Stelle helfen.
Geschmäcker sind verschieden. Der eine liebt den detaillierten und ausführlichen Schreibstil eines Autors. Der andere möchte am liebsten von einem Ereignis zum nächsten springen und langweilt sich bei detaillierten Ausführungen. Das sind Punkte, die nichts mit dem Können eines Autors zu tun haben, sondern sind Teil des Stils, in dem das Buch geschrieben ist. Und auf genau solche Punkte kannst du eingehen.
Wie ist eine Buchrezension aufgebaut?
Eine typische Rezension verfügt über eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Der Hauptteil sollte dabei den größten Umfang haben. Du kannst die drei Teile wie folgt aufbauen:
Die Einleitung der Rezension
Beginne mit einer kurzen Beschreibung in eigenen Worten, um was es in der Geschichte geht, ohne zu spoilern. Du kannst auch über deinen persönlichen Bezug zur Geschichte schreiben, warum du z.B. genau dieses Buch gelesen hast. Ein schönes Zitat oder ein erster Einblick in deine Gedanken kann ebenfalls als Einleitung dienen. Wichtig ist, dass hervorgeht, wie dir die Geschichte gefallen hat oder warum der Leser der Rezension genau auf deine Meinung hören sollte. Liest du beispielsweise ein Buch über einen Jungen mit einer Essstörung, kannst du berichten, dass du selbst jemanden in deinem Umfeld hast und dir das Buch weitergeholfen hat, diese Person besser zu verstehen.
Der Hauptteil
Im Hauptteil gehst du nun detaillierter auf die ganzen Informationen ein, die du anderen Lesenden gerne mit auf den Weg geben möchtest. Wie hat dir der Schreibstil gefallen? War das Buch spannend? Hat es dich zum nachdenken angeregt? Konntest du die Handlungen der Charaktere nachvollziehen und dich mit ihnen identifizieren? War das Buch einfach zu lesen oder war das Buch für dich herausfordernd?
Welche Themen kann ich in einer Rezension ansprechen?
- Idee: War sie außergewöhnlich, einfach, individuell, abgekupfert …?
- Thema: Welche Themen wurden im Buch behandelt? Passe hier auf, nicht zu spoilern und nicht unbedingt mehr zu verraten als der Klappentext es tut.
- Umsetzung: Wie wurde die Idee umgesetzt? Wie ist das Buch aufgebaut? Gibt es mehrere Erzähler, eine bestimmte Erzählperspektive? Was fiel dir besonderes zur Umsetzung auf? Gab es innovative Ideen? Welche Zeitform wurde gewählt?
- Charaktere: Konntest du dich mit den Charakteren identifizieren? Besaßen die Charaktere Tiefe? Konntest du ihre Handlungen nachvollziehen? Haben die Handlungen zu den Charakteren gepasst?
- Schreibstil: Wie gefällt dir der Schreibstil des Autors? Ist er einfach gehalten und das Buch war schnell zu lesen? War der Schreibstil poetisch und hat dich zum Träumen angeregt? War er herausfordernd und bedurfte deiner Konzentration?
- Lesefluss: Wie war das Buch zu lesen? Bist du über lange Schachtelsätze gestolpert? Gab es überproportional viele Rechtschreibfehler, die den Lesefluss gestört haben?
- Spannung: Wie spannend war das Buch für dich? Konntest du es kaum aus der Hand legen oder war es eine entspannte Lektüre für zwischendurch?
Der Schluss
Am Ende deiner Rezension kannst du deinen Eindruck nochmal kurz zusammenfassen und eine Empfehlung aussprechen, wem du das Buch besonders ans Herz legen kannst. Zum Beispiel: Für alle Freunde spannender Literatur, die einem keine Sekunde zum Durchatmen lässt.
Wenn du die Hinweise und Tipps zum Schreiben einer Rezension befolgst, sollte nichts mehr schiefgehen. Im folgenden Erkläre ich dir, wie du mit einer kritischen Rezension umgehen kannst, weil das Thema nicht immer ganz so einfach ist. Auch ich tue mich schwer damit, eine Rezension zu verfassen, wenn mir ein Buch nicht gefallen hat. Wenn ich selbst eher kritische Rezensionen erhalte, freue ich mich, wenn die folgenden Punkte beachtet werden, weil es mir dann leichter fällt, mit der Kritik umzugehen. Bisher kann ich auch sagen, dass ich nur gut formulierte Rezensionen erhalten haben, bei denen die Kritik nachvollziehbar war. Leider geht das nicht allen meinen Autorenkollegen so, weshalb ich in diesem Artikel näher darauf eingehe.
Wie verfasse ich eine kritische Rezension?
Es kommt vor, dass einem ein Buch nicht gefällt. Auch dann solltest du nicht davon absehen, eine Rezension zu schreiben. Ich selbst lese mir selten 5-Sterne Feedbacks durch, weil ich die mit 3- oder 4-Sternen viel spannender finde. Vielleicht stört mich das, was den Rezensenten gestört hat, ja gar nicht? Die mit 1 oder 2 Sternen lese ist selbst sehr ungern, außer, das Buch hat allgemein einen eher geringen Sternedurchschnitt. Oft sind Rezensionen mit 1 oder 2 Sternen sehr weit von Sachlichkeit entfernt. Und damit kommen wir zum wichtigsten Punkt, damit du dieses Bild von 1- und 2-Sterne Rezensionen nicht aufrecht erhältst:
Bewerte nicht den Autor
Wenn du eine kritische Rezension schreiben willst, löse dich vom Gedanken den Autoren zu bewerten, sondern bewerte das Buch. Nur weil dir das Buch nicht gefallen hat, heißt das nicht, dass der Autor sein Handwerk nicht beherrscht. Vielleicht war gerade kein Geld da, um ein Lektorat zu bezahlen, weshalb das Buch viele Logikfehler und stilistische Fauxpas enthält. Statt zu schreiben „Der Autor hat absolut kein Talent und schreibt so schlecht, dass ich die Sätze dreimal lesen musste, um zu verstehen, was er meint“, schreibe besser „Das Buch ist in solch verschachtelten Sätzen geschrieben, dass ich sie dreimal lesen musste, um zu verstehen, was gemeint ist“. Es kann ja sein, dass der Autor sein Buch mit voller Absicht so geschrieben hat und seine anderen Bücher anders sind, weshalb an dieser Stelle kein Urteil über vorhandenes Talent gefällt werden sollte.
Hinter den Büchern sitzen Menschen, die oft ihr ganzes Herzblut in ihre Werke gesteckt haben und sowas zu lesen, tut echt weh. Ist der Satz aber rein auf das Buch und nicht den Autoren an sich bezogen, lässt sich die Kritik besser verarbeiten und abgrenzen, sodass sie einem persönlich nicht zu nahe geht.
Dinge, die nicht in eine Rezension gehören
Ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas mal schreiben muss, aber ich bin von mehreren Autoren darauf angesprochen worden, ob ich darauf aufmerksam machen kann. Deshalb habe ich hier ein paar No Gos, die diskriminierend oder beleidigend sind und nicht in eine Rezension gehören:
- Beleidigungen wie grottig, das Schlechteste, was ich je gelesen habe oder das Buch sollte verbannt werden, gehören nicht in eine sachliche Rezension. Du kannst sagen, dass dir ein Buch nicht gefällt oder du gar vom Inhalt negativ überrascht warst, aber Beleidigungen gehören nicht in eine Rezension und tun weh.
- Schlussfolgerungen aufgrund von Autorennamen: Hat der Autor einen ausländisch klingenden Namen, schlussfolgere nicht, dass die vielen Rechtschreibfehler daher rühren, dass der Autor kein Muttersprachler ist. Es gibt Menschen, die Deutsch als Fremdsprache gelernt haben und schriftstellerisch auf einem weit besseren Stand sind, wie so manche Muttersprachler. Ja, du darfst über Rechtschreibfehler in deiner Rezension berichten, die dich genervt haben, aber Kommentare wie „Der Autor sollte vielleicht lieber Bücher in seiner Muttersprache verfassen“ sind vollkommen fehl am Platz.
- Diskriminierung von marginalisierten Personengruppen: Ein Autor hat einen Roman geschrieben, der dir gefällt, doch leider ist der Protagonist nicht hetero, weshalb du dich absolut nicht in ihn hineinversetzen konntest bei der Liebesgeschichte, die in dem Fantasyroman nur am Rande eine Rolle spielte. Deshalb bekommt das Buch nur einen Stern. Wenn du keine Liebesgeschichte zwischen queeren Charakteren magst, dann lies kein solches Buch, das ist okay. Wenn die Liebesgeschichte im Fokus steht, ist das bereits im Klappentext zu erkennen. Bei einem Fantasyroman, bei dem die Liebe nur am Rande eine Rolle spielt, solltest du für ein ansonsten einwandfreies Buch keine vier Sterne abziehen, weil dir die Lovestory nicht gefallen hat und du allgemein gegen queere Charaktere in Büchern bist. Wenn du genauer wissen willst, was ich meine, dann schau dir meinen Stream vom Adventsfrühstück auf Instagram an. In einem solchen Fall sagt die Rezension übrigens mehr über den Rezensenten, als über das Buch aus.
Der Autor lernt doch durch meine Kritik!
Ich hoffe, du bist genauso schockiert über diese Beispiele, die ich selbst in Rezensionen entdeckt habe. Autoren sind Menschen. Wir setzen uns regelmäßig damit auseinander, was andere über unsere Werke denken und was es zu verbessern gibt. Wenn mein Buch aus dem Lektorat kommt oder Testleser es in der Rohfassung gelesen haben, wimmelt es nur so vor roter Kommentare. An dieser Stelle bin ich dankbar für Kritik, weil ich sie direkt umsetzen und das Buch besser machen kann. Lieber das Lektorat sagt mir, dass der Protagonist kein Identifikationspotential hat, wie wenn das hinterher die Leser in ihren Rezensionen tun.
Wenn mein Buch eine Rezension bekommt, ist es für viele Dinge zu spät, sie noch zu ändern. Ich freue mich, wenn ich einzelne Rechtschreibfehler gemeldet bekomme, um sie in späteren Auflagen zu verbessern. Bei Nach oben führt auch ein Weg hinab gibt es inzwischen eine dritte Auflage, in der bereits einige Fehler korrigiert worden sind. Wenn mir jetzt viele Leser zurückmelden, dass Fehler x auf Seite y vorkommt und die alle noch die 1. Auflage haben, ist das leider verschwendete Zeit. Manchmal hilft es also Rechtschreibfehler gemeldet zu bekommen, manchmal aber auch nicht. Viel hilfreicher ist es für mich zu wissen, ob ein Großteil der Rezensenten die Rechtschreibung kritisieren, sodass ich mir wirklich nochmal Gedanken über ein neues Korrektorat machen kann.
Die Geschichte von Grund auf umschreiben ist an dieser Stelle nicht mehr möglich. Wenn ich merke, dass die Rezensionen alle in eine negative Richtung gehen, mache ich mir vielleicht Gedanken das Buch von Grund auf neu zu überarbeiten, bin aber auch an Verträge seitens der Dienstleister gebunden und kann es nicht einfach vom Markt nehmen.
Bitte bedenke den Punkt vom Anfang: Schreib die Rezension für Leser, um ihnen bei einer Leseentscheidung zu helfen und nicht, um dem Autoren mit deiner Kritik zu helfen. Wenn du das möchtest, ist die Aufgabe als Testleser vielleicht genau richtig für dich?
Sollte ich den Autoren über eine negative Rezension informieren?
Ich habe das bei Rezensionsexemplaren tatsächlich schon gemacht. Wenn mir ein Buch gar nicht gefallen hat, frage ich beim Autoren nach, ob ich sie so veröffentlichen soll. Oft schaden schlechte Rezensionen sehr, gerade, weil es in der Buchbranche eine Rezensionsinflation gibt. Bei Filmen fallen Bewertungen oft viel schlechter aus, sodass ein 3-Sterne Film durchaus gut ist. Bei Büchern werden bereits welche mit 4-Sterne Bewertungen als schlecht abgestempelt, weil es sehr viele gut bewertete Bücher dank gekauften Rezensionen gibt (was im übrigen verboten ist, aber trotzdem getan wird).
Ich habe vor Kurzem eine 3-Sterne Rezension von jemanden erhalten, dessen Geschmack ich mit dem Buch einfach nicht getroffen habe. Die Person fand das Buch nicht per se schlecht, hat es aber abgebrochen, weil ihr die Geschichte nicht zugesagt hat. Ich fand es total lieb, dass ich für eine Abbruchrezension 3 Sterne erhalten habe, weil jemand seinen Geschmack nicht als Maßstab für Qualität sieht.
Sollte ein Buch wirklich schlecht gearbeitet sein, weil es vor Fehlern nur so wimmelt, die Charaktere keinerlei Tiefe besitzen, die Handlung langweilig und vorhersehbar ist, Handlungen dennoch nicht nachvollziehbar sind und sich ganze Sätze über eine Seite erstrecken, ist es durchaus berechtigt auch schlechter zu bewerten.
Verlinkung von Autoren bei schlechten Rezensionen
Du hast das Recht deine Meinung frei zu äußern und darfst das auch tun. Bei schlechten Rezensionen in den sozialen Netzwerken ist es rücksichtsvoll, den Autoren nicht darin zu verlinken. Rechnet der Autor nicht damit, dass du ihm eine Rezension schreibst, weil du dir das Buch zum Beispiel selbst gekauft hast, sollte er selbst entscheiden, wann er sich mit der Kritik auseinandersetzt. Ist mein Hund heute morgen mit einem gebrochenen Bein in die Tierklinik gekommen und eine Freundin von mir hat Krebs diagnostiziert bekommen, ist das nicht der richtige Augenblick auch noch eine 1-Sterne Rezension zu meinem Buch zu lesen. Geht es mir gut und ich habe heute Lust mich mit meiner Entwicklung als Autorin auseinanderzusetzen, schaue ich in die neuen Rezensionen auf den Verkaufsplattformen rein und suche nach dem Hashtag zu meinen Büchern.
Letzten Endes liegt die Verantwortung aber beim Autor und nicht bei dir. Manche Autoren sind dir vielleicht auch dankbar dafür, wenn du rechtzeitig informierst durch eine Verlinkung.
Wo veröffentliche ich meine Rezensionen am besten?
Erhältst du ein Rezensionsexemplar, kannst du mit dem Autoren abstimmen, wo die Rezension erscheinen soll. Ich persönlich bevorzuge folgende Plattformen und poste meine Rezensionen auch auf einigen von ihnen:
- Amazon
- Lovelybooks
- Bookstagram
- Eigener Buchblog
- Leserkanone
- Thalia, Weltbild, Hugendubel
- Shop des Autors
- Goodreads
- Buecher.de
- Was liest du?
- Lesejury
Vielen Dank für deine Rezension!
Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, um ein Feedback zu einem Buch zu schreiben. Damit hilfst du einem Autor ungemein, aber auch anderen Lesern, die sich für ein Buch interessieren. Du musst ein Buch nicht bis zum Himmel loben, wenn es dir nicht gefallen hat, du darfst gerne deine Meinung sagen. Achte einfach darauf, dass du deine Rezension für Leser schreibst und nachvollziehbar ist, was dir nicht gefallen hat. Bezieh dich auf das Buch und bewerte nicht den Autor persönlich. Und denk daran, dass am anderen Ende Menschen sitzen, die deine Kritik hilfreich finden können, die aber auch verletzt werden, wenn du dich nicht an eine gewisse Etikette hältst.