Die Urlaubssaison ist nicht mehr weit und doch werden wir in diesem Jahr nicht auf Reisen gehen können. Um zumindest eine literarische Reise unternehmen zu können, stelle ich dir heute drei Reiseromane vor, die mir im vergangenem Jahr besonders ins Auge gefallen sind.
Unter dem Zelt der Sterne
Wer kennt sie noch nicht, die Liebesgeschichte von Zorie und Lennon? Ein Reiseroman, der uns in einen amerikanischen Nationalpark entführt und wie der Titel es schon verrät: Uns unter dem Zelt der Sterne wiederfinden lässt.
Zorie und Lennon waren einmal beste Freunde und auch ein Paar. Bis zu einem verhängnisvollen Tag, über den keiner der beiden wirklich reden will. Zorie wird zu einem Campingausflug eingeladen. Eigentlich hat sie keine große Lust auf das Outdoorabenteuer, doch als sie erfährt, dass ihr aktueller Schwarm mit von der Partie ist, wittert sie ihre Chance der verzwickten Situation daheim zu entkommen. Doof nur, dass ausgerechnet Lennon ebenfalls mit dabei ist und sie sich wenig später alleine mit ihm im Wald wiederfindet. Werden die beiden ihre Differenzen überwinden können und das Outdoorabenteuer gemeinsam überstehen?
Was mir an dem Roman besonders gut gefallen hat, war, dass die Protagonisten keinem Stereotypen gefolgt sind, sondern ziemlich individuell und liebevoll ausgestaltet wurden. Zorie mit ihrer kunterbunten Brillensammlung und Lennon, Sohn zweiter Mütter, die Inhaberinnen eines Sexshops sind. Auch der Schreibstil der Autorin und der Spannungsaufbau der Geschichte ist grandios.
Was mir weniger gefallen hat war, dass Zorie unglaublich unselbstständig war. Was aber auch einfach daran liegen kann, dass ich alleine 8 Monate um die Welt gereist bin und daher eine ganz andere Auffassung von Selbstständigkeit habe. Ohne den rettenden Lennon wäre sie ganz schön aufgeschmissen gewesen. Wobei, als ich meine erste Mehrtageswanderung gegangen bin, musste mein damaliger Freund auch alles organisieren. Inzwischen bin ich selbst der organisierende Part.
Wie empfandest du die beiden Protagonisten und das Buch Unter dem Zelt der Sterne? Kannst du meine Meinung teilen oder gibt es etwas anderes, was dich so richtig an dem Buch begeistern konnte?
Offline ist es nass, wenn’s regnet
Ihre Cousine Bri und sie waren unzertrennlich. Bis die beiden sich auseinandergelebt haben. Mari lebt den Traum eines Internetstars, während Bri für einen Trail im Yosemite Nationalpark trainiert. Doch ihre Cousine Bri wird ihren Traum niemals leben können. Das realisiert Mari, als zu ihrem 18. Geburtstag ein Päckchen mit Bris Wanderausrüstung vor ihrer Tür steht. Von heute auf morgen macht sie Schluss mit ihrer Fakewelt. Sie schwört dem Internet ab. Doch wer ist man, wenn man sich jahrelang selbst erfunden hat? Wird Mari das auf ihrem Solotrip in der Wildnis herausfinden?
Offline ist es nass, wenn’s regnet, ist defintiv eines meiner absoluten Lieblingsbücher, welches das Thema Social Media mit Selbstfindung in der Natur wiedergibt. Ein Reiseroman, der sich anfühlt, als würde ich ihn am eigenem Leib erleben. Nicht nur, weil mir ein paar der Orte bekannt sind, sondern auch, weil ich weiß, wie bereichernd eine mehrtägige Wanderung sein kann, vor allem, wenn man sie alleine geht.
Was mir außerdem sehr gefallen hat, war, dass die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund stand. Im Gegensatz zu Unter dem Zelt der Sterne schafft Mari es allein zu sich zu finden und die Hürden zu meistern. Sie braucht niemanden, der sie bei der Hand nimmt und den Weg gemeinsam mit ihr geht. Immer wieder werden ihr helfende Hände gereicht, doch Händchen halten tut keiner mit ihr. Und das ist bei dem Thema Selbstfindung unglaublich wichtig, finde ich. Eine Botschaft, die das Buch transportiert und einem vor allem auch den Mut gibt, nicht auf den Prinzen auf dem weißen Pferd zu warten, sondern sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Wie stehst du zu Liebesgeschichten in Romanen? Ist ein Roman mit keiner oder nur einer ganz kleinen gar lieblos oder findest du das eine erfrischende Abwechslung?
Lost in Australien
Nach der Schule zum Work and Travel nach Australien? MIt Lost in Australien kannst du schon heute abreisen. Alina träumt bereits ihr ganzes Leben davon. Doch als ihre beste Freundin ihr eröffnet, dass sie nicht mitkommen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Kurzerhand sucht sie sich eine neue Reisebegleitung über das Internet und scheint in Sunny eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Als sie sich dann auch noch in Australien verliebt, müsste ihr Leben doch eigentlich perfekt sein. Aber wird die Beziehung halten? Und wer ist Sunny eigentlich wirklich?
Kennt ihr das, wenn aus einem Buch ein Film wird und die Handlung aneinandergestückelt und auf das wesentliche reduziert wirkt? Genau so hat der Reiseroman Lost in Australien auf mich gewirkt. Die 200 Seiten hätten locker auf das doppelte Volumen verdoppelt werden können, ohne dabei an Spannung einzubüßen. Mir ging alles viel zu schnell, weshalb ich Schwierigkeiten hatte, mit den Charakteren warm zu werden. Auch die Konflikte hatten zu wenig Zeit, um sich ordentlich zu entfalten oder zufriedenstellend aufgelöst zu werden.
Was die Autorin jedoch geschafft hat, war, dass sie mir ganz böses Fernweh beschert hat. Ich konnte förmlich das Salz auf meiner Zunge schmecken, den Sonnenbrand innerhalb von Minutenschnelle auf meiner Haut und das komplette australische Feeling, in das ich mich trotz Giftschlangen und Buschbrände verliebt habe. Wer schon einmal in Australien war, wird den ein oder anderen Ort wiedererkennen. Jeder andere wird zum Träumen aufgefordert. Eine absolut gelungene Stimmung, die die Autorin mit ihren Worten transportiert. Auch auf den wenigen Seiten.
Wie groß sollte der Unterschied zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit optimal haben? Hast du gerne mehr Details oder bist du eher der Lesetyp, der sich auf das Wesentliche konzentriert?
Das waren sie, meine drei Reiseromane, die ich dir empfehlen kann. Ich selbst habe die Romane nach Beendigung meines Manuskriptes von Nach oben führt auch ein Weg hinab gelesen, um die Bücher ein bisschen zu analysieren. Bewusst erst danach, um nicht unterbewusst Ideen zu übernehmen. Und auch hier muss ich sagen: Die drei Bücher sind alle sehr unterschiedlich, obwohl sie das selbe Grundthema haben: Reisen.