Mein erstes Buch, das ich geschrieben habe, war nicht Nach oben führt auch ein Weg hinab. Es war der Auftakt zu meiner Fantasyreihe Das Gift der Mondlilie, die ursprünglich nicht mal als Reihe geplant war. Trotzdem habe ich die Mondlilie nicht zuerst veröffentlicht. Die Erklärung dazu ist ganz einfach: Das erste Buch war in meinem Fall nichts, was man so hätte veröffentlichen können. Tatsächlich habe ich es nämlich geschafft, gefühlt jeden Anfängerfehler zu begehen, den man so machen kann. Deshalb hatte die Mondlilie auch einen sehr hohen Bearbeitungsaufwand und nicht selten habe ich mich gefragt, ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre, das ganze Buch neu zu schreiben.
Nicht nur, weil die Mondlilie mein erstes beendetes Buch war, hängt mein Herz an ihr. Ich liebe die Geschichte, die Charaktere und die Welt, die ich beim Schreiben erschaffen habe. Und hier lag auch schon mein erster Fehler. Was du beim Schreiben deines ersten Buches beachten solltest, erfährst du in diesem Beitrag.
Anfängerfehler Nummer 1: Einfach drauf losschreiben
Das ist in der Tat nicht mal unbedingt ein Fehler. Es gibt viele Autoren, die einfach losschreiben und die Geschichte entwickelt sich mit der Zeit. Diese Methode kann ziemlich spannend sein, immerhin lernt man die Welt und die Geschichte ähnlich wie wenn man selbst liest, mit jeder Zeile besser kennen. Bei der Mondlilie hat es dafür gesorgt, dass viele Plotelemente nicht aufgingen, das Buch unzählige Logiklücken aufwies, die Charaktere mehrfach die Augenfarbe wechselten und ich Orte übersprungen habe, die eigentlich auf der Karte hätten existieren müssen. Auch wurde aus einem Vollmond mal ein Halbmond und ich selbst fragte mich, warum meine Protagonistin so naiv ist, dass sie das Offensichtliche nicht bemerkt.
Wenn du die Mondlilie jetzt ließt, wirst du von diesen Fehlern keinen mehr finden. Das Buch wurde wirklich oft überarbeitet, vom Lektorat und auch fleißigen Testlesern auf Logiklücken überprüft und gibt jetzt ein stimmiges Gesamtbild ab, in dem auch die Motive der einzelnen Charaktere klar sind. Die Bearbeitungszeit war weitaus höher, als die Zeit, die ich zum Schreiben gebraucht habe. Wenn ich mir vorher Gedanken gemacht oder zumindest diverse Mondphasen und Charaktermerkmale mitgeschrieben hätte, wäre der Bearbeitungsaufwand wesentlich geringer ausgefallen.
Bei Nach oben führt auch ein Weg hinab bin ich komplett anders vorgegangen und habe vorab alles bis ins letzte Detail geplant. In Zukunft werde ich beide Methoden vermutlich eher mischen. Jeder geht anders vor, aber einen Tipp solltest du immer berücksichtigen: Mache dir Notizen! Das hilft wirklich, den Überblick zu behalten.
Anfängerfehler Nummer 2: Denken, dass Schreiben einfach ist
In der Schule war ich die beste Schreiberin von Aufsätzen in unserer Klasse. Ich war stolz, dass ich im Vergleich zu den anderen so gut schreiben konnte und wollte ursprünglich mal jüngste Autorin aller Zeiten werden (bin ich natürlich nicht geworden). Beim Schreiben meines ersten Buches hat das leider nicht geholfen. Denn Schreiben ist ein Handwerk, das erst erlernt werden will. Klar, du kannst dich beim Reiten auf dem Rücken eines Pferdes halten, doch wirst du mit dieser Fähigkeit alleine kein Turnier gewinnen oder von ‚richtigen‘ Reitern als solcher wahrgenommen werden. So ist das auch beim Schreiben: Instinktiv wusste ich, dass ich Satzanfänge variieren und Begleitsätze möglichst vielfältig gestalten sollte. Was ich nicht wusste, dass ein Text nicht zur Hälfte aus Füllwörtern bestehen sollte, dass eine Überladung von Adjektiven einen Text ziemlich unschön aussehen lässt, passive Sätze eindeutig langweiliger sind als aktive und was die goldene Schreibregel ‚Show don’t tell‘ betrifft, hätte ich gerne früher von deren Existenz gewusst.
Erst als ich mich mit der Überarbeitung von Das Gift der Mondlilie beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, dass mein Buch eine wunderbare Übung für jeden Lektor in spe ist: Denn ich habe wirklich viel falsch gemacht. Deshalb hier mein Tipp: Lerne zu schreiben. Natürlich kannst du auch erstmal drauf losschreiben, um dich in deiner Motivation nicht ausbremsen zu lassen, aber bedenke, dass du einiges mehr an Überarbeitungszeit brauchen wirst. Ich selbst habe mir Fachliteratur besorgt, YouTube Videos und Schreibblogs gesuchtet und durch Kurzgeschichten verschiedene Schreibtechniken ausprobiert. Natürlich alles erst, als das Buch schon geschrieben war. Wirklich viel über meinen eigenen Schreibstil habe ich dann durch das Lektorat meiner Bücher gelernt. Das ist quasi das Personal Coaching am eigenem Buch.
Meine häufigsten Schreibfehler:
- Zu viele Adjektive
- Plötzliche Perspektivwechsel
- Zu viel Tell, zu wenig Show
- Infodumping am Anfang des Buches oder eines Kapitels
- Zu viele Begleitsätze
- Ein Meer aus Füllwörtern
- Passive Sätze statt Aktive
- Wiederholend gleiche Satzstrukturen
Anfängerfehler Nummer 3: Der Einstieg
Die erste Seite des Buches ist unglaublich wichtig. Mit ihr entscheidest du, ob ein Leser bei dir bleibt oder sich eine andere Unterhaltungslektüre besorgt. Den Anfang der Mondlilie habe ich in sieben verschiedenen Versionen auf der Festplatte schlummern. Zuerst habe ich mit dem ach so tollen Wetter angefangen, dann habe ich Infodumping hoch zehn betrieben, sodass man erstmal fünf Seiten lesen musste, bevor es überhaupt zur Handlung überging und am Ende habe ich eine Kurzgeschichte eingebaut, weil ich Angst hatte, dass die eigentliche Geschichte nicht fesselnd genug ist. Böser Fehler.
Mit dem Anfang, den die Mondlilie jetzt hat, bin ich zufrieden. Man lernt kurz die Protagonsitin kennen, ehe es richtig zur Sache geht und das Buch direkt an Spannung aufnimmt. Die Infos zur Welt und zur Geschichte erfährt der Leser nach und nach, sodass er zu Beginn nicht von Informationen überladen wird. Sie fließen eher erzählend in die Geschichte ein, statt zu Beginn runtergerattert zu werden. Wenn du den Anfang lesen möchtest, schau mal in meine Leseprobe rein.
Anfängerfehler Nummer 4: Zu viele Szenen, die das Buch nicht voranbringen
Musstest du ein Buch schon einmal um mehrere Szenen kürzen? Das ist etwas, was ich bei Nach oben führt auch ein Weg hinab tun musste. Denn das Manuskript war an einigen Stellen ziemlich langweilig. In einem Buch kommen in der Regel zwei Arten von Szenen vor: Szenen, in denen es um die Charakterentwicklung geht und Szenen, die für die Handlung wichtig sind. Alles andere ist nette Unterhaltung, verdirbt dir aber die Spannung und gehören nicht in das Buch rein. Auch bei der Mondlilie mussten manche Stellen dran glauben. Dafür war das Ende in der ersten Fassung wie das einer Kurzgeschichte: Ziemlich abrupt und offen. Das hat sich mit dem Lektorat um einiges gebessert. Natürlich gibt es noch einen schönen Cliffhanger und nicht alle Geheimnisse werden aufgedeckt, da es sich um eine Reihe handelt und sonst niemand Lust hat den zweiten Teil zu lesen. Aber eben nicht mehr ganz so plötzlich.
Anfängerfehler Nummer 5: Wo sind die Konflikte?
Eine spannende Geschichte wird von logischen Konflikten getragen. Beides Dinge, die ich nicht im geringsten beachtet habe. Allys Bruder Jay wird gefangen genommen und sie reist ihm hinterher, um ihn aus dem Kerker zu befreien. Klingt spannend, oder? Tja, in der ersten Fassung wusste man allerdings weder warum ihr Bruder gefangen genommen wurde, noch, warum sich Ally so viel Zeit gelassen hat und trotzdem noch die Hoffnung hegte, dass ihr Bruder noch am Leben ist. Ziemlich unlogisch, oder? Das hat sich mit all den Überarbeitungen zum Glück geändert.
Mache dir bewusst, warum deine Charaktere handeln, wie sie handeln, sorge für eine ordentliche Fallhöhe, lass Leser die Konflikte verstehen und habe immer etwas mehr Ahnung als deine Protagonisten.
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- … motiviert bleibst, um dein Buch zu Ende zu schreiben
- … ein Buch plottest, das die Lesenden abholt und mitreißt
- … dein Manuskript selbst überarbeitest und welche Anfängerfehler besonders häufig vorkommen
- den richten Veröffentlichungsweg für dich findest und welche Chancen dein Buch auf dem Markt hat
- wie du rechtlichen Hürden meisterts und Fallstricke vermeidest
Fazit
Das erste Buch zu schreiben ist aufregend. Oft verfolgt man die Motivation es zu beenden. Wirklich gelernt zu schreiben habe ich erst, als das Buch beendet war. Und mit jedem Buch, lerne ich neue Fehler kennen. Das ist nicht schlimm, denn aus Fehlern lernt man schließlich. Und du hoffentlich heute aus meinen.
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